Zur Person Max R. Liebhart

Max R. Liebhart ist geboren 1942. Er lebt in Regensburg, arbeitete dort bis 1999 als Facharzt für Innere Medizin. Zur Fotografie kam er zunächst hobbymäßig und im Rahmen üblicher Urlaubsfotografie, somit als reiner Autodidakt. Dabei waren die Urlaube seit jeher überwiegend kunstgeschichtlichen Studien gewidmet, bevorzugtes Reiseland war immer Italien neben Greichenland und Frankreich. Die fotografische Gestaltung der Städte und Landschaften Italiens wurde immer mehr zur eigenständigen Motivation, dieses Land zu besuchen. Dabei war die erste Liebe Rom, die zweite war Florenz und erst die dritte Liebe ist nun, und dies seit 15 – 20 Jahren Venedig. Liebhart bemühte sich hier mit wachsender Intensität um eine fotografische Durchdringung und Neuinpretation dieser Stadt, dabei bewußt ausgetretene bildliche Gestaltungswege verlassend und vermeidend.

Häufig wurde an ihn die Frage gestellt, warum man denn überhaupt noch in Venedig fotografiere – und male. Alles dort sei doch schon längst vielfach festgehalten. Für Liebhart war genau diese Frage der entscheidende Anstoß, dies durch eigene Arbeiten zu widerlegen und insoferne könnte die Frage am besten durch seine Fotos selbst beantwortet werden. Doch es gibt für ihn viele weitere Antworten, einige seien hier aufgeführt.

Da sei zuerst der Blick erwähnt, den man aus dem Flugzeug auf die Stadt hat im Anflug auf den Flughafen Marco Polo, auf eine eigentlich kleine Stadt mitten im Wasser und ohne historische Verbindung mit dem Festland. Diesen “Nachteilen” zum Trotz haben die Venezianer und ihre Stadt etwa 1000 Jahre allen Gefahren standgehalten und alle Veränderungen, die die Geschichte brachte gemeistert. Venedig war über Jahrhunderte die Weltmetropole und zog ungeheueren Reichtum an sich, um ihn unter anderem dazu zu verwenden, die Stadt zu einem unfaßbaren Gesamtkunstwerk zu machen. Von alle dem ist viel verloren gegangen seit 1797, als Napoleon die Republik auslöschte. Doch das, was blieb ist erstaunlich genug und letztlich in einem Menschenleben nicht auszuschöpfen und zu begreifen.

Da sei hingewiesen auf einen erstaunlichen Widerspruch. Auf der einen Seite wird Venedig ganz regelmäßig in Verbindung gebracht mit negativen Assoziationen – drohender Untergang, zuviele Touristen, Nepp, Schmutz usw. Auf der anderen Seite gibt es kaum jemanden, der nicht irgendwie berührt wäre, wenn er Kontakt mit der Stadt hatte. Diese löst nach wie vor ein aufgesprochen gefühlbetontes Echo aus, dies wohl nicht nur in Europa, sondern auch, wie die Besucherstöme zeigen in Amerika und Japan. Und man hat durchaus den Eindruck, als ob Venedig nach wie vor eine Metropole sei, nämlich die des Herzens. Dafür spricht auch, dass es wohl kein Thema gibt, zu dem so viel Literatur und Kunstbildbände erscheinen, wie Venedig.

Erwähnt sei daneben noch ein vielleicht überraschender Gesichtspunkt – den man natürlich im Rahmen eines Besuches von wenigen Tagen gar nicht realisieren kann. Gemeint ist hier die urbane Dimension der Stadt, die dem, der länger verweilt nach und nach deutlich wird. Es sei die Behauptung gewagt, dass nirgends auf der Welt die Lebensbedingungen so menschlich sind, wie in Venedig: durch die Ruhe (vielleicht nicht im August), durch die Möglichkeit, sich jederzeit und überall unbedroht zu bewegen, durch den ständigen Kontakt mit Mitbewohnern, durch die bergende Lage und Architektur und schließlich durch die nach wie vor unfaßbare Schönheit, die einen hier umgibt.

In Liebharts Fotografie kommen nur selten große Übersichtsaufnahmen vor. Einstellungen, wie sie für Ansichtskarten üblich sind werden bewußt vermieden. Dagegen geht es häufig um das Detail, um die Zusammenfassung, um das Eindringen in das Wesen Venedigs. Und trotz den in all den Jahren, in denen Liebhart sich Venedig widmete, entstandenen mehreren zehntausend Aufnahmen, ist für ihn nach wie vor kein Ende abzusehen. Und er meint, dass er noch nicht einmal in allen Gassen der Stadt gewesen sei.

Liebhart selbst sieht seine fotografischen Bemühungen durch einem Gedicht von Josef Freiherr von Eichendorff geschildert:
 

Schläft ein Lied in allen Dingen,

Die da träumen fort und fort,

Und die Welt hebt an zu singen,

Triffst du nur das Zauberwort.

 


Fotos: copyright by Max R. Liebhart